75. Der Gärtner und die Liebenden

 Der Gärtner und die Liebenden.

(Die Fünfte Ebene Die Ebene der Sechs Türme)

von Uwe Vitz

Die Hauptstadt des Kalifenreich von Zarany ist Zaran, die Stadt der Träume.

Viele Geschichten erzählt man sich über Zaran.

Einige berichten auch über den Park von Zaran, den man auch den ` Garten der Verliebten ´ nennt, denn in ihm treffen sich heimlich die Liebespaare von Zaran.

Dort trafen sich eines Nachts auch die schöne Sahja, die Tochter des fünften Wesirs und der nette Bajan, der Sohn des Bäckers.

Aber da die Liebe zwischen der Tochter des fünften Wesirs und dem Sohn eines Bäckers im Kalifenreich niemals geduldet würde,

hatte Sahja eine kleine Flasche mit tödlichen Gift dabei.

Die Liebenden wollten sterben, damit sie niemand mehr trennen könne.

" Oh Sahja, ewig wird unser Glück dauern ",flüsterte Bajan.

" Oh Bajan, unser Glück muß ewig dauern. " ,hauchte Sahja.

Mit zitternden Fingern öffnete Sahja die Flasche.

" Was macht ihr Kinder hier, zu so später Stunde? ", fragte da eine barsche Stimme.

Beide fuhren erschrocken herum.

in grauhaariger, bärtiger, alter Mann in schmutzigen Gewändern stand vor ihnen, beide hatten sie ihn nicht bemerkt.

" Wer bist du? " fragte Bajan erschrocken.

" Ich bin der Gärtner, der für diesen Park verantwortlich ist. Also was wollt ihr hier? "

" Für unsere Liebe sterben. "

" Ach die Jugend. " seufzte der Gärtner. " Sie hat ihr ganzes Leben noch vor sich und wirft es doch so oft einfach achtlos fort. "

" Willst du versuchen uns mit Gewalt aufzuhalten? ", fragte Bajan herausfordernd.

" Blödsinn. ", antwortete der Gärtner.

" Man kann niemanden mit Gewalt zwingen zu leben, aber ich kann euch etwas vom Leben und der Liebe erzählen. "

" Was weiß so ein Gärtner schon vom Leben? "

" Ein Gärtner sieht das Leben wachsen, sieht es gedeihen und sterben. Oh ein Gärtner weiß mehr über das Leben als viele Gelehrte. "

" Dann erzähle es uns. "

" Gut, ich will beginnen. So hört die Legende. "

*

" Der stolze Krieger und die Liebe

Im ganzen Kalifenreich gab es niemanden, der es mit Harkim dem stolzen Krieger aufnehmen konnte.

Niemand warf den Speer so weit wie er. Keiner war so geschickt mit dem Schwert und er war gewiß auch der Mutigste.

Dieser Held hatte natürlich die schönste Frau, die wunderschöne Talah.

Bald schon war sie die stolze Mutter einer gesunden Tochter. Harkim war als wahrer Held pausenlos unterwegs um Abenteuer zu bestehen.

Er war der größte Held seiner Zeit.

Immer zur Stelle wenn es darum ging die Gläubigen Ra´s´vor heidnischen Barbaren zu schützen.

Dabei bekam er es oft genug auch mit dunklen Magiern, Dämonen, Drachen und Hexen zu tun.

Doch Harkim blieb immer Sieger.

Aber eines Tages verschwanden seine Frau und seine Tochter spurlos.

Ruhelos suchte Harkim sie überall auf dieser Ebene.

Er reiste durch die damals wilden Länder Westanias, er wagte sich bis in das Reich der Drachen in Mongia.

Wanderte durch Ramala und Zaranda.

Nirgends gab es eine Spur von den beiden.

So kehrte er nach Sahuria zurück und ritt zur Festung der Hexenkönigin Lylath, seiner schlimmsten Feindin.

` Lylath gib mir meine Liebsten ´ schrie er und schwang seinen Säbel drohend.

Lylath jedoch blickte aus ihrer Festung heraus und antwortete spöttisch: ` Wie soll ich dir geben, was du immer hattest und immer haben wirst? ´

` Was meinst du Hexenkönigin? ´

` Reiße dein Haus ein, tapferer Recke und siehe mutig die Wahrheit. Möge dir dein Gott Ra bei stehen ´, rief Lylath dann verschloß sie das Fenster wieder.

So ritt Harkim zurück nach Zaran um sein Haus einzureißen, wie die Hexenkönigin es gesagt hatte.

Hinter einer neuen Wand im Keller, fand er seine Frau und seine Tochter, so wie auch seine Erinnerung wieder.

Zalah hatte sich einsam gefühlt, in all den Jahren.

So hatte sie ihm gebeten in eine Scheidung ein zu willigen, da sie sich einen neuen Liebsten suchen wollte.

Rasend vor Zorn hatte er sie und seine Tochter getötet und die Leichen hinter der Wand verborgen.

Die Tat war so furchtbar, daß er die Erinnerung verdrängen mußte, um seinen Verstand zu retten.

Jetzt jedoch kam mit der Erinnerung auch der Wahnsinn herbei.

Harkim war bis zu seiner Hinrichtung als Mörder, nur noch ein schreiender und heulender Wahnsinniger. "

**

" Was für eine furchtbare Geschichte. "; sagte Sahja erschrocken.

"

Harkim glaubte, er könne mit Hilfe des Todes die Liebe unsterblich machen. Es war ein großer Irrtum. ", meinte der Gärtner leise.

" Wir sind beide damit einverstanden zu sterben. ", erklärte Bajan entschlossen.

" So seid ihr beide wahnsinnig. ", erwiderte der Gärtner.

" Ach ihr habt nichts aus der Geschichte gelernt.

Begreift doch Kinder, das Leben ist zu kostbar um es fort zu werfen, man muß jede Sekunde davon behandeln, wie einen kostbaren Schatz.

Ich will euch eine andere Geschichte erzählen, damit ihr begreift. "

***

" Der Schatzsucher und der Kostbarste aller Schätze.

Man nannte ihm nur Gräber-Yush.

Sein wahrer Name war Yushua. Aber er trug den Spitznamen wie einen Ehrentitel.

Wenn es irgendein Geheimnis zu lüften gab, war Gräber-Yush der richtige Mann.

Er legte sich sogar öfters mit Sindbad dem Seeräuber an und überlebte dies sogar.

Yushua kletterte in alter Gräber, kämpfte mit Piraten, Schurken und Magiern und vieles was wir heute über die Alten Völker wissen, verdanken wir ihn.

Aber er fand doch nirgendwo Ruhe und Frieden.

Bis er auf der Suche nach einem legendären Schwert, das geheime Grab eines alten Kriegers fand.

Als er jedoch nach den Schwert griff, erschien ihm der Geist des alten Kriegers.

Aber Yushua war ein furchtloser Mann und sagte:

` Sei gegrüßt Geist, ich will dein Schwert nicht aus Habgier sondern aus Neugier, denn nur durch die Reste der Vergangenheit,

können wir lernen und so eine bessere Zukunft gewinnen.´

` Ach wozu willst du lernen? ´, fragte der Geist.

` Du lebst doch nur in der Vergangenheit.

Sag mir Gräber-Yush, wann hast du dich zum letzten mal um deine Familie gekümmert?

Weißt du überhaupt wie alt dein Sohn ist? ´

` Ich führe das Leben eines Entdeckers, da bleibt eben keine Zeit für so etwas.´

` Dinge um die man sich nicht kümmert, verliert man am Ende.

Mir ging es so und deshalb nahm ich mir selbst das Leben. ´, berichtete der Geist und verschwand wieder.

Zurück blieb Yushua, dem das legendäre Schwert auf einmal gar nicht mehr so wertvoll schien. "

****

" Und hat er sich geändert? ", fragte Sahja.

" Weshalb willst du das wissen, hast du denn selbst etwas aus der Geschichte gelernt? " , erwiderte der Gärtner.

" Uns kannst du nicht mit diesen Mann vergleichen. ", rief Bajan erzürnt.

" Wir handeln doch nur aus Liebe, wir leben und sterben für sie. "

" Liebe ist wunderschön wenn man für sie lebt, doch verschwendet, wenn Narren ihretwegen sterben. ", meinte der Gärtner.

" Vielleicht lehrt euch dies endlich die folgende Geschichte. "

*****

" Der Dieb und die HexeIch habe euch bereits von Lylath der Hexenkönigin erzählt, sie war die große Gegenspielerin des Helden Harkim.

Sie war keine böse Frau, aber sie hielt den alten Göttern die Treue und versuchte die Ausbreitung des Glaubens an Ra als einzigen Gott zu behindern.

Sie kannte viele Geheimnisse aus alten Zeiten.

Zu viele vielleicht, deswegen wollte sie wohl die neuen Zeiten verhindern.

Immer wieder kämpfte sie deshalb mit Harkim, doch es ist auch überliefert,

daß sich die beiden bei jeden Treffen mit gegenseitiger Achtung behandelten.

In ihrer Festung hatte Lylath viele Schätze zusammen getragen, zu Ehren der alten Götter.

Nun lebte damals auch Makahr, der zu seiner Zeit der Größte unter den Dieben war.

Markahr beschloß in die Festung einzudringen und einige der wertvollen Schätze zu stehlen.

Aber natürlich überraschte ihn Lylath und nahm den Dieb mit ihren magischen Kräften gefangen.

Nach einer Nacht in ihrem Kerker ließ die Hexenkönigin Markahr wieder frei.

Doch es war schon zu spät.

" O Hexenkönigin, seit dem ich dich gesehen habe liebe ich dich. Laß mich bei dir bleiben. " sprach der Dieb.

" Da du meine Schätze nicht stehlen konntest willst du jetzt mein Herz stehlen, hältst du mich für so dumm? " sagte die Hexenkönigin.

" Ich liebe dich wirklich! " rief der Dieb und versuchte es fort an immer wieder zu beweisen.

Er raubte Schätze, nur um sie ihr zu schenken.

Markahr kämpfte mit Harkim und wurde dabei natürlich furchtbar verprügelt.

Der unglückliche Dieb versuchte sogar einen Drachen zu bestehlen, was bekanntlich sicherer Selbstmord ist.

Und als sie sein Flehen immer noch nicht erhörte, da tötete der arme Markahr sich selbst, aus Liebe zu ihr.

Ob Lylath eine Träne für ihren unglücklichen Verehrer vergoss ?

Oder war er ihr wirklich immer gleichgültig?

Können Hexen die Liebe beherrschen oder werden sie von der Liebe beherrscht?

Beherrschen wir die Liebe? "

******

" Niemand beherrscht die Liebe. ", antwortete Bajan nachdenklich.

" Dieser Dieb war ein Narr. Wie kann man nur eine Hexe lieben? "

" Er war ein Liebender und wie alle Liebenden, ein Narr. ", sagte der Gärtner sanft.

" Aber nur für die Lebenden hat die Liebe wirklich Sinn.

Darum müssen die Lebenden die Liebe suchen und nicht den Tod.

Laßt mich euch noch eine Geschichte erzählen. "

*******

" Die Priesterin und der Söldner

Wie ihr wißt ist Rahyzar die Hauptstadt des Reiches Rah.

Die Legende berrichtet, daß Ra einst einen Stern vom Himmel holte um diese Stadt zu erschaffen.

Rahyzar hat die Form eines sechseckigen Sterns und an jeder Ecke befindet sich ein Turm in einer anderen Farbe.

Diese sechs den Rahiten heiligen Farben sind Schwarz, Weiß, Rot, Grün, Blau und Gelb.

Nun haben die grünen Rahiten eine Hohe Priesterin welche ihnen die Lehren Salemons verkündet.

Jede Farbe hat ihre eigenen Anhänger und ihren eigenen Hohe Priester.

Eines Tages ritt ein Söldner nach Rahyzar.

Er war ein Abenteurer, ein heimatloser Raufbold, welcher ruhelos über die Ebene der Sechs Türme reiste.

Immer auf der Suche nach neuen Abenteuern oder auf der Flucht vor Kopfgeldjägern, welche ihn wegen irgendwelcher Verbrechen suchten.

Dieser Mann entschied sich nun sich einen der Kulte der Rahiten anzuschließen.

Vielleicht um einen Verfolger abzuschütteln.

Aber vielleicht auch um endlich etwas Ruhe zu finden.

Der Söldner schloß sich den Grünen Rahiten an.

Er hörte die Predigt der Hohe Priesterin und sie gefiel ihn.

Bald hörte er jede ihrer Predigten und auch ihr fiel der Mann mit den glühenden Augen unter den Gläubigen auf.

Endlich wagte er es sie zu besuchen.

` Hohe Priesterin, ich bin ein Mann der viele Abenteuer schon bestanden hat, ich kenne das Leben und war schon überall auf dieser Ebene.

Laß dein Amt Amt sein und folge mir.

Ich liebe dich und kann ohne dich nicht mehr leben und ich spüre an der Art wie du mich ansiehst, du erwiderst meine Gefühle. ´

` Ich bin die Hohe Priesterin der grünen Rahiten.

Niemals darf ich meine Pflicht vergessen, gehe oder ich rufe die Wachen.´

` Rufe die Wachen nicht, denn sie würden mich nur fort zerren und nicht töten, nimm meinen Dolch und entscheide, folge mir oder töte mich. ´,

sagte der Söldner entschlossen und gab ihr seinen großen Dolch. Natürlich tötete sie ihn dann. "

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" Was war das für eine Liebesgeschichte? ", fragte Bajan empört.

" Natürlich tötete sie ihn, wie grausam! "

" Er wollte Liebe oder den Tod. Wenn er ihr mehr Zeit gegeben hätte, sich mehr um ihre Liebe bemüht hätte,

vielleicht wäre sie ihn dann gefolgt. Aber er wollte alles sofort.

Er war zu ungeduldig. So zwang er sie dazu mit dem Dolch zu zu stoßen.

Genau wie ihr. Anstatt um eure Liebe und euer Leben zu kämpfen, werft ihr euer Leben lieber fort. "

Da schüttete Sahja das Gift fort und nahm Bajan an die Hand.

Beide sahen sich an und als sie sich umblickten war der Gärtner fort.

Beide gingen zusammen aus dem Park und flohen einige Tage später gemeinsam aus dem Kalifenreich.

Manche behaupten, in dem Park würde es spuken und der Geist des ersten Gärtner würde noch immer nachts im Park nach dem Rechten sehen.

Doch andere sagen, es ist nur ein besonders dreister Bettler, der nachts manchmal in die Rolle des alten Gärtners schlüpft.

Wer weiß?

Ende

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